Umgang mit digitalen Medien (Ein kreativer Schreibauftrag)

Liebe Schulgemeinschaft des Erzbischöflichen Berufskollegs,

in der Klasse 13.2 AHRE haben wir uns kürzlich einem besonders wichtigen und aktuellen Thema gewidmet: dem eigenen Internetverhalten. Als angehende Erzieherinnen und Erzieher ist es von entscheidender Bedeutung, Vorbilder im Umgang mit digitalen Medien zu sein. In einem kreativen Schreibauftrag haben wir unsere Erfahrungen und Gedanken in diesem Zusammenhang niedergeschrieben. Dabei sind bemerkenswerte und bewegende Texte entstanden, die verdeutlichen, wie vielfältig die Perspektiven auf die Nutzung sozialer Medien und des Internets sind.

In Zeiten, in denen die digitale Welt einen immer bedeutenderen Platz in unserem Leben einnimmt, ist es von großer Relevanz, dass wir uns bewusst mit unserem Internetverhalten auseinandersetzen. Exemplarisch möchten wir heute den einfühlsamen Text von Lilly Bierick vorstellen.

Lilly Bierick schreibt in ihrem Text darüber, wie herausfordernd es in der heutigen Zeit ist, mit sozialen Medien umzugehen, und welche potenziellen Gefahren dabei lauern. Sie nimmt uns mit auf eine Reise in ihre Gedankenwelt, in der sie ehrlich und mutig ihre persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen teilt. Lillys Text ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie unsere Schülerinnen und Schüler am Erzbischöflichen Berufskolleg die Chancen, die neue Medien und die Digitalisierung bieten, begrüßen, aber auch kritisch und mit wachem Verstand betrachten.

Besonders wir als Schule müssen den Mut unseren Schülerinnen vermitteln, Kindern neue Medien aufzuzeigen. Wir sollten uns nicht vor der digitalen Welt scheuen, sondern uns aktiv damit auseinandersetzen. Dabei dürfen wir auch Fehler machen und aus ihnen lernen. Mut bedeutet, dass wir bereit sind, mit den Kindern gemeinsam Neues zu entdecken und Herausforderungen zu meistern.

Lillys Text soll uns alle ermutigen, sich Gedanken über unser Internetverhalten zu machen und sich bewusst mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen.


Kreativer Schreibauftrag: Reflexion des Internetverhaltens (von Lilly Bierick, AHRE 13.2)

Wenn ich abends mit meinem Handy in meinem Zimmer sitze und meine Zeit auf Plattformen wie TikTok vergeude, fühle ich mich einerseits unterhalten oder gelangweilt, aber vor allem unproduktiv.

In meinem Kopf schweifen die Gedanken. Ich sitze auf meinem Bett, und mein Blick führt durch mein unaufgeräumtes Zimmer, und ich stelle mich der Frage, ob ich der Sucht widerstehen oder nachgeben soll. Ich stehe auf, schiebe mit meinem Fuß die auf dem Boden verteilten Klamotten beiseite und hole mein Handy. Manchmal erweise ich meinem Laptop die Ehre, und dieser hält mich dann anschließend stundenlang von meinen Erlebnissen im echten Leben ab.

Ich setzte mich wie gewöhnlich zurück auf mein Bett und öffne meist, ohne zu zögern TikTok. Ich weiß ganz genau, dass ich diese App verabscheue, weil sie einen riesigen Suchtfaktor enthält, und es macht mich immer wieder aufs Neue sowohl traurig als auch wütend, dass ich meine Kontrolle durch eine kleine App, die bloß Videos von anderen reproduziert, beginne zu verlieren.

Ein paar Stunden später lehne ich mich völlig leblos und unmotiviert auf die Seite, um mein Ladekabel an das Handy anzuschließen und werfe anschließend einen Blick auf die Uhr. Oh, schon 23:40 Uhr. Eigentlich hatte ich mir wie die letzten 1364 Male vorgenommen, früher schlafen zu gehen. Tja, da war das Bedürfnis nach unnötiger Unterhaltung fremder Personen wohl wichtiger.

Ich raffe mich endlich etwa 20 Minuten später auf, meine Zähne zu putzen und mich dann fertig für das Bett zu machen.

Immer wieder frage ich mich: Warum?

Warum verschwende ich so viel Zeit am Handy und auf Plattformen, wo ich Videos oder Fotos anschaue, deren Inhalt ich in weniger als 20 Minuten eh wieder vergessen habe.

Die Antwort lautet:

Es ist leicht.

Es ist leicht, sich Videos anzuschauen, wenn man bereits mit einem Auge schläft und nicht ganz bei Bewusstsein ist. Doch es ist auch leicht, da man selbst keine Leistung erbringen muss. Man kann sich von dem stressigen Alltag, in dem Personen oft hohe Erwartungen an einen stellen, die man selbst zu erfüllen versucht, erholen. Digitale Medien und deren Geräte dienen der Unterhaltung sowie der Erholung. Du kannst abschalten. Unter dem großen Laken, befallen von Hass, Falschaussagen und Gewalt, die im Internet kursieren, verbergen sich positive Dinge, die gezeichnet sind durch beispielsweise gegenseitige Inspiration, Denkanstöße, Kontaktknüpfungen, Selbstverwirklichung oder das Nachgehen von Interessen. Sei es Fotografie, die auf Instagram ausgelebt werden kann, oder geglückte Kommunikation, wodurch interessante und eventuell auch lebensverändernde Gespräche aufkommen konnten.

Ich denke oft über die Kehrseite von Social Media nach, wobei die positiven Aspekte in den Hintergrund rücken. Social Media bietet uns die Möglichkeit der Selbstdarstellung. Du kannst zeigen, wer du bist, oder vortäuschen, jemand zu sein, um gemocht zu werden. Ich habe Bedenken, dass Social Media uns unsere Einzigartigkeit nimmt. Unsere Eigenart. Ich denke, es ist etwas so unfassbar Schönes zu wissen, dass kein anderer Mensch auf der Welt so ist wie du.

Du allein existierst nur einmal. Du solltest dieser Aussage nachgehen und dich dir selbst widmen, indem du Eigenlob aussprichst, Akzeptanz dir selbst gegenüber zeigst und in den Spiegel schaust, um dir das Versprechen zu geben, dich für keine Person und für kein von der Gesellschaft hergestelltes Ideal zu verändern. Stattdessen liegen die zertrümmerten Scherben des Spiegels einsam auf dem Boden verteilt, die durch einen Schlag verursacht wurden, der durch die Nutzung von Social Media, die wiederum Selbsthass auslöste, entstanden ist. Wir dürfen uns nicht verlieren.

Wir sollen nicht schweigsam zusehen, wie unsere Individualität und unsere Eigenart verschwinden. Wir müssen handeln und den Gedanken "Einer macht schon irgendwann mal irgendwas" beseitigen. Wir sind so viel mehr als bloß die Kommentare, die wir verfassen, die Bilder, die wir machen oder die Videos, die wir drehen und von anderen sehen.

Lasst uns leben im Hier & Jetzt und keine Zeit verschwenden.

Dann schloss ich meinen Notizblock, schaute auf mein Handy, um mich zu vergewissern, ob es diesmal 1:30 Uhr oder doch 2:45 Uhr ist, und legte mich schlafen.

Ich schreibe, um mich von meinen Gedanken zu befreien. Wenn ich am Handy verharre und merke, ich verliere meine Selbstbeherrschung, erlöse ich mich und beginne den Stift anzusetzen. Das darauffolgende befreiende Gefühl wirkt wie eine Erlösung auf mich. Ich versuche mich immer mehr von meinem Handy und anderen Geräten mit Ablenkungscharakter für gewisse Zeit zu trennen, um mir bewusst werden zu lassen, was für ein Geschenk das Leben doch ist. Gehe raus, unternimm etwas, hab' keine Angst etwas zu verpassen (FOMO) – dort draußen wartet das Leben, und du wirst diesem mit voller Begeisterung begegnen.

  • Text:Phillip Pahlke (Einleitungstext), Lilly Bierick, AHRE 13.2 (Schüler:innentext)
  • Titelbild & Artikelfotos:Lilly Bierick
  • Fotos (Bilderreihe):Carsten Arntz, Reinhold Horz