Friedensgebet für die Ukraine

Liebe Schulgemeinde,

guten Morgen zusammen!

Nach sonnigen Tagen der Auszeit im reduzierten Karnevalgeschäft treffen wir uns heute im Erzbischöflichen Berufskolleg Köln am Aschermittwoch mit einem klaren und markanten und solidarischen Zeichen für die Ukraine.

Geschockt und fassungslos verfolgen wir die Nachrichten vom dortigen Krieg. Was jahrzehntelang fast undenkbar schien, ist seit einer Woche grausame Realität und brachte die amtierende Bundesregierung zu einer bespiellosen Kehrtwende in der deutschen Außenpolitik mit dem Tenor: „Nichts ist mehr so, wie es war.“

Einfach heute so weitermachen mit dem schulischen Geschehen vor Ort – das geht nicht! Auf keinen Fall.

Wir befinden uns mittlerweile im 7. Kriegstag, welcher die Ukraine durch die kriegerische Gewalt der russischen Invasion in Kauf nehmen muss mit unsagbaren Opfern. Dieser Angriffskrieg widerspricht dem Völkerrecht und der christlichen Friedenethik.

Bestürzungen und Beklemmungen, Ohnmacht und Empörung angesichts dieser schlimmen Situation potenzieren unsere Solidarität, unser Mitgefühl und Hilfsbereitschaft. Wir fühlen uns verbunden mit dem Schicksal des ukrainischen Volkes, das auch mit unserer historischen, politischen und menschlichen Situation in engster Verflechtung steht.

Nicht nur, dass die bislang schlimmste Nacht des russischen Angriffs auf die Hauptstadt Kiew vermeldet wurde und härteste Auswirkungen auf die Zivilisten in mehreren größeren ukrainischen Städten bestätigt wurden, sondern dass auch ein Flüchtlingsstrom von mehr als 660.000 Flüchtlingen an den osteuropäischen Grenzen zu verzeichnen ist – dies alles für den Preis:

Für die Demokratie, für die Freiheit, für den Frieden, für den Glauben an Menschlichkeit. Bis zum letzten Atemzug zu kämpfen – so äußern sich sehr viele Ukrainer in den Kriegstagen.

Würde ich, würden wir so unsere Demokratie verteidigen?

Lassen wir als Christen unsere Ohnmacht und Empörung, unsere Verzweiflung und Wut einmünden in ein Gebet. Aufs Neue spüren wir hautnah, wie zerbrechlich in unserem Leben Planbarkeiten, Sicherheiten und Vorhersehbarkeiten sind.

Aus der Rückgebundenheit zu GOTT kann Stärke und Standhaftigkeit erwachsen für Freiheit, Frieden und Demokratie, wenn wir dies wirklich und wahrhaftig wollen.


GEBET

Ewiger Gott,
vor Dich bringen wir an diesem Tag unsere Fassungslosigkeit, unsere Trauer und unseren Zorn.
Die diplomatischen Bemühungen, auf die wir so gehofft hatten, haben nicht zum Ziel geführt.
Die Sprache der brutalen Gewalt gibt jetzt den Ton an.
Der Machthunger hat die Oberhand behalten gegenüber der Vernunft.
Sei Du jetzt bei den Menschen in der Ukraine, die durch die Gewalt der Waffen in Not und Gefahr sind.
Lass sie spüren, dass überall auf der Welt Menschen für sie beten.
Sende Du Deinen Geist in die Herzen derer, die verantwortlich sind für aggressive Gewalt.
Lass sie erkennen, dass durch die Gewalt alle verlieren.
Öffne ihre Herzen, dass sie sich anrühren lassen von dem Leid, dass ihre Gewalt verursacht.
Sei bei denen, die jetzt politische Verantwortung tragen und die richtigen Entscheidungen zu treffen haben.
Öffne Wege, der militärischen Gewalt die Klarheit in der Verurteilung des Unrechts, wirksame Gegenmaßnahmen und eine Deeskalation der Gewalt entgegenzustellen.
In uns allen stärke das, was die Basis unseres Lebens ist: Stärke unseren Glauben.
Stärke unsere Hoffnung. Stärke unsere Liebe. Auf dich vertrauen wir — auch jetzt.

(Heinrich Bedford-Strohm)

Es folgte eine Schweigeminute ...

  • Text:Andrea Born-Mordenti (Rede), Birgit van Elten (Auswahl Gebet)
  • Titelbild & Artikelfotos:Greger Hennecke, Carsten Arntz
  • Fotos (Bilderreihe):Carsten Arntz, Reinhold Horz